Volksinitiative Gute Inklusion startet heute
Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Inklusion dringend notwendig:
Eltern, SchülerInnen und PädagogInnen sind unzufrieden;
Personalzuweisung wurde ab 2012 pro SchülerIn um ein Drittel gekürzt;
Halbinformationen der BSB verschleiern diese Situation.
Hamburg, 23. Januar 2017:
Heute um 11 Uhr haben die Initiatoren der Volksinitiative Gute Inklusion für Hamburgs SchülerInnen in der Senatskanzlei im Hamburger Rathaus den Beginn ihrer Unterschriftensammlung angemeldet. 10.000 gültige Unterschriften werden benötigt, damit sich die Hamburger Bürgerschaft mit den Forderungen der Volksinitiative auseinandersetzen muss.
Das Ziel der Initiative: “Wir wollen die personelle und räumliche Ausstattung der schulischen Inklusion verbessern. Alle Hamburger Kinder und Jugendlichen sollen im gemeinsamen Lernen ihre individuellen Potentiale bestmöglich entwickeln können, egal, ob es SchülerInnen mit oder ohne Behinderung bzw. sonderpädagogischem Förderbedarf sind”, erklärt Sylvia Wehde, Vertrauensperson der Initiative.
“Die jetzige unzureichende räumliche und personelle Ausstattung der schulischen Inklusion führt zu einer wachsenden Unzufriedenheit bei Eltern, SchülerInnen und PädagogInnen”, ergänzt die Mutter.
Darum fordert die Initiative mehr PädagogInnen, mehr Räume, barrierefreie Schulen, Pflege und Therapie (1), denn ohne die notwendigen Rahmenbedingungen können selbst hervorragend ausgebildete PädagogInnen keine erfolgreiche Inklusion leisten.
Nach der Abschaffung der – zwanzig Jahre gut arbeitenden – Integrationsklassen (2) wurde die Personalzuweisung für SchülerInnen mit einer Behinderung ab 2012 um ein Drittel gekürzt. “Eine solche Kürzung auf Kosten einer bestimmten Schülergruppe hat es in den letzten Jahrzehnten in Hamburg nicht gegeben. Es ist ein Skandal, dass ausgerechnet bei denen gespart wurde, für die die Vereinten Nationen die Konvention für die Rechte der Menschen mit einer Behinderung beschlossen haben. Im Ergebnis treffen diese Kürzungen alle Hamburger SchülerInnen”, kritisiert Maik Findeisen, ebenfalls Vertrauensperson.
“Die Bürgerschaft hat 2012 drei Lehrerunterrichtsstunden pro SchülerIn mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und emotionale-soziale Entwicklung (LSE) als notwendig erachtet (3). Als die Zahl der SchülerInnen mit LSE anstieg, wurde die Zuweisung pro SchülerIn gekürzt”, kritisiert Pit Katzer, die dritte Vertrauensperson der Initiative. “An den Stadtteilschulen und Gymnasien wurden im jetzigen Jahrgang 5 noch nicht einmal zwei Lehrerunterrichtsstunden pro SchülerIn mit LSE zugewiesen. An den Grundschulen ist es ähnlich.”
Pit Katzer, ehemaliger Schulleiter, erklärt: “Die Forderungen der Volksinitiative nach mehr PädagogInnen zielen darauf ab, dass diese Kürzungen wieder zurückgenommen werden und für SchülerInnen mit einer Behinderung in der Inklusion vergleichbare Bedingungen wie in Sonderschulen geschaffen werden. Erst dann wird das Menschenrecht auf Inklusion ein wirkliches Recht.
Gute Inklusion nützt allen SchülerInnen und ist ein wichtiger Beitrag zu Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit.”
Wer die Initiative unterstützen möchte, kann sich unter www.gute-inklusion.de informieren, den Newsletter bestellen und Materialien für die Unterschriftensammlung unter www.gute-inklusion.de/download herunterladen oder unter info@gute-inklusion.de anfordern.
Hintergrund:
Irreführende Halbinformation der Schulbehörde
Die Antwort der Schulbehörde auf die Forderungen der Initiative lautet: “Waren im Schuljahr 2012/13 noch insgesamt 990 Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Erzieher für die Inklusion an Hamburgs Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien zuständig, erhöhte sich deren Zahl in den nächsten Jahren kontinuierlich auf 1.107 (2015/16). Über 90 Millionen Euro werden jedes Jahr für gelingende Inklusion im Hamburger Schulsystem investiert.” (BSB-Newsletter 23.12.16)
Diese Zahlen hören sich beeindruckend an. Leider verschweigt die BSB, dass die Zahl der SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der Inklusion seit 2011/12 um ein Mehrfaches schneller gestiegen ist als die Zahl der Stellen. So werden Kürzungen durch irreführende Halbinformation schöngeredet.
Gut aufgestellt
Die Initiatoren haben sich den Schritt lange überlegt und beginnen jetzt gut vorbereitet die Unterschriftensammlung. Mit einer hohen Zahl an Unterstützern. Dazu gehört auch eine große Bandbreite von schulpolitischen Organisationen. (www.gute-inklusion.de/Unterstuetzer)
Die Forderungen sind sachlich begründet. Sie gehen nicht über das hinaus, was jahrelange Praxis in Hamburg war, von den Regierenden für notwendig erachtet wurde oder in Sonderschulen Selbstverständlichkeiten sind.
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(1) Siehe “Forderungen – Vorlage zur Unterschriftensammlung” (www.gute-inklusion.de/download/)
(2) 2011 versprach die SPD noch im Regierungsprogramm die Ausweitung der Integrationsklassen.
(3) Bürgerschaftsdrucksache 20/3641 Inklusive Bildung an Hamburgs Schulen (2012)
Huhu bis wann und wo müssen die unterschrieftenzettel abgegeben werden? Würde gerne mit sammeln
Hallo Katja,
vielen Dank für Dein Engagement unsere Initiative zu unterstützen. Schicke mir bitte Deine Mailadresse an yajoke@ymail.com dann sende ich Dir alle weiteren Infos.
VG, Sylvia
Würde ich auch gerne erfahren.
Lieber Lutz,
super, dass Du uns unterstützen wirst.
Bitte schicke mir Deine Mailadresse an yajoke@ymail.com, dann sende ich Dir gerne alle weiteren Infos zu.
Danke und VG, Sylvia
Hallo,
warum wird nicht öffentlich gesagt, bis wann die Unterschriften gesammelt sein müssen?
Hallo,
die gesetzliche Vorgabe sagt, dass sechs Monate lang nach Einreichung der Unterlagen (23.1.17) Unterschriften gesammelt werden können. D.h. letzter Abgabetermin bei der Senatskanzlei ist der 22.7.17. Die Volksinitiative strebt an, die notwendigen 10.000 gültigen Unterschriften früher abzugeben, damit sich die Bürgerschaft noch vor den Sommerferien mit den Forderungen der Volksinitiative öffentlich auseinandersetzt.
Wann dieser frühere Termin sein könnte, wissen wir jetzt noch nicht. Wir bitten alle UnterstützerInnen, die bis Ende Februar gesammelten Unterschriften an die auf den Unterschriftslisten angegebene Adresse zu schicken. Wir wollen dann eine Zwischenbilanz ziehen, um abzuschätzen, welcher – vorgezogene – Abgabetermin realistisch sein könnte.